Auch wenn du in kleinen Räumen lebst,
füllt dein Geist das ganze Universum.
Schließ deine Augen und spüre die Weite.
ass deine lächelnde Seele sich ausbreiten
und den unendlichen Raum umarmen.
                                                                             Petra Hinterthür

Was ist Qigong?

Qigong ist ein altchinesisches, ganzheitliches Übungssystem, bei dem wir selbst aktiv werden, unseren Körper und Geist zur Gesunderhaltung trainieren und dadurch das Qi, die Lebensenergie, mobilisieren. Im Prozess des Übens nehmen wir wahr, wie sich Bewegung, Atem und Vorstellungskraft verbinden. Das Erlernen strukturierter Bewegungsabläufe erfolgt mit großer Achtsamkeit und in fließendem, natürlichen Wechsel von Spannung – im Yang und und Entspannung – im Yin. Dabei versuchen wir mit Freude und Offenheit unserem Anfängergeist immer wieder zu begegnen. Bei den stillen Qigong Übungen tauchen wir immer weiter ein ins Loslassen, unser Geist wird stiller und unser Herz leuchtender. Innerhalb der Ausbildung wird die notwendige Theorie, soweit wie möglich, in Übungen erfahrbar gemacht. Dabei unterstützen uns auch Partner*innen-Übungen, sowie ein lebendiger Austausch miteinander.

 

(Auszüge aus dem Buch „Qigong nach Fünf Elementen“ von Petra Hinterthür, Kolibri Verlag):

Behutsam und ganzheitlich – ein Übungsweg für alle
Übenden

Jeder Mensch – ob jung oder alt, gesund oder krank – kann Qigong erlernen und im Alltag üben. Die ruhigen, konzentrierten Übungen entspannen, fördern die Gesundheit und ein langes Leben und haben sich bei vielen Krankheiten als heilsam erwiesen. Qigong wird heute als ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) betrachtet, aber letztlich ist die TCM aus dem Wissen um das Qi, die Energieströme im Körper, der Natur und dem Kosmos und deren positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus entstanden. Aus diesem ehemals geheimen Wissen hat sich eine faszinierende, umfassende Lebensphilosophie über tausende von Jahren gebildet. Wer regelmäßig Qigong übt, fühlt sich, über große Strecken des Lebens, körperlich und geistig-emotional besser und ausgeglichener. Gerade zur allgemeinen Stressbewältigung, die heutzutage so nötig ist, hat es sich sehr bewährt. Mit den auf die Fünf Elemente abgestimmten Qigong-Übungen aus diesem Buch können Sie außerdem ganz typ- und situationsspezifisch üben. Sie können lernen, sich selber aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sich mit all Ihren Stärken, Schwächen und auch Störungen zu erkennen, zu helfen und zu heilen.

 

Qigong Schulen

Daoistische Schulen

Daoistische Schulen sind in China entstanden. Ihre Lehre geht zurück auf das Denken von Laozi (etwa 6. Jh. v. Chr.) oder noch früher auf den Gelben Kaiser Huangdi (etwa 2600 v. Chr.), der als Lehre die Nicht-Lehre betonte und das Nicht-Handeln als das Handeln. Die Lehre beider Weisen wird als Huang-Lao-Philosophie bezeichnet. Im Daoismus ist immer alles ungefähr und nicht konkret. Alles ist im Einklang mit der Natur, dem Kosmos und allen lebenden Wesen. Der Mensch ist ein harmonischer Teil des Ganzen und fügt sich dem „Großen Strom“ des Kosmos.

Buddhistische Schulen

Der Buddhismus kam im 2. Jh. n. Chr. nach China, der Zen-Buddhismus durch Bodhidharma im 6. Jh. n. Chr. Zu der Zeit waren daoistische Praktiken schon weit entwickelt. Sie adaptierten teilweise buddhistisches Gedankengut und -praktiken wie Mantren (Töne oder Gesänge) , Mudren (Handhaltungen), Sutren-Rezitationen, Gebete und Visualisierungen (buddhistische Gottheiten, Ritualgegenstände, Licht, Farben, Chakren).

Die Schule des medizinischen Qigong

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird das »Medizinische Qigong« gelehrt – als momentan einzige Schule, die vom chinesischen Gesundheitsministerium akzeptiert, gefördert und Interessierten im Westen empfohlen wird. Jede Übung hat hier einen Bezug zu einem medizinischen Befund. In China wird Qigong zur Zeit hauptsächlich von Ärzten an Kliniken oder Sportuniversitäten unterrichtet. 

Medizinisches Qigong hat sich in den 80er Jahren im Westen ausgebreitet. Seit den 90er Jahren wurden in Deutschland Qigong-Gesellschaften und -Vereine gegründet und Qigong-Ausbildungen angeboten. Die Krankenkassen bieten eigene Qigong-Kurse an. Inzwischen gibt es Qualifikationsrichtlinien für Qigong-Kursleiter/innen und Lehrer/innen, die von den Krankenkassen mit der 

Universität Oldenburg und der Medizinischen Gesellschaft für Qigong-Yangsheng in Bonn ausgearbeitet wurden.

Die Lebensenergie Qi

Um zu verstehen, warum Qigong so ganzheitlich heilend wirkt, schauen wir uns das faszinierende chinesische Konzept vom Qi an. »Qi« wird häufig mit dem Wort Energie übersetzt. Andere Bezeichnungen sind Vital- oder Lebenskraft, Kondition, Körperelektrizität, Äther, Dampf oder Licht. Qi gilt als Quelle allen Wachstums und aller Entwicklung. Der Mensch lebt inmitten von Qi, und Qi erfüllt und beseelt den Menschen. Die Griechen nennen es »Pneuma«, die Inder »Prana«. In unserer Tradition heißt es »Odem«. Das Qi im Menschen entsteht aus »Jing«, der Essenz. Jing ist grobstoff­licher und langsamer als Qi. Der Mensch erbt vorgeburtliche Essenz von seinen Eltern, die im Laufe des Lebens verbraucht wird. Er füllt das Energiedepot mit nachgeburtlicher Essenz auf – um diese zu bilden, wird Qi von außen zugeführt: 

Sauerstoff-Qi, Nahrungs-Qi – »Qi von Himmel und Erde«.

  • Die Essenz sorgt für Wachstum, Fruchtbarkeit, Sexualkraft, produziert Knochen- und Rückenmark und nährt das Gehirn. Dauerstress, Schlaflosigkeit, Drogen, übertriebener Sex, starke monatliche Blutungen, langes Stillen, starke Blutverluste durch Unfälle oder Operationen, zu viele Geburten – all das verursacht Essenz-(und damit Qi-)Verlust.
  • Das Qi sorgt für körperliche Akti­vität und Bewegung. Es wärmt den Körper und schützt ihn (Abwehrsystem). Es wandelt Substanzen um (Nahrung in Nährstoff, Qi in Blut, Blut in Lymphe), und es transportiert Nährstoffe. Es bewegt das Blut, hält es in den Gefäßen und die Organe an ihrem Platz. Dem umfassenden kulturellen, medizinischen und philosophischen Weltbild der Chinesen entsprechend geht nichts ohne Qi.

 

Meridiane und Dantians

Das Qi fließt durch Energieleitbahnen (Meridiane), die wie der Blutkreislauf in Form eines dichten Netzes den gesamten Körper durchziehen. Auf den Haupt-meridianen liegen die Energiepunkte, die man durch Akupunktur oder Akupressur aktivieren kann. Wichtigstes Energiezentrum ist das Untere Dantian. Es liegt in der Mitte des Körpers, etwa eine Handbreit unterhalb des Bauchnabels in der Tiefe des Unterleibs. Bei der Mehrheit der Frau befindet es sich in der Gebärmutter, bei den Männern oberhalb der Blase. (Anmerkung: über die Lage des Unteren Dantians gibt es in den unterschiedlichen Qigong-Schulen unterschiedliche Lokalisationen). Hier wird Qi gespeichert und in Essenz umgewandelt. Das Untere Dantian hat einen speziellen Bezug zu den Nieren und spielt im Qigong eine zentrale Rolle. Es gibt zwei weitere Energiezentren: Das Mittlere Dantian liegt hinter dem Brustbein tief im Brustkorb – hier wird Qi im Verlauf eines inneren Wandlungsprozesses verfeinert; das Obere Dantian, auch als drittes Auge bekannt, wird »Shen«, dem Geist zugeordnet. Im Qigong geht es darum, die »drei Schätze« Jing/Essenz, Qi/Energie und Shen/Geist zu stärken, zu stabilisieren und zu veredeln. Und dies geschieht im nicht endenden Kreislauf innerhalb des Körpers.

 

Qi“
kann allgemein verständlich mit Lebensenergie übersetzt werden. Schaut man 
sich die Symbolik des chinesischen Zeichens für „Qi“ näher an, wird die Bedeutung dieses Begriffs noch klarer: Der obere Teil bedeutet Luft, Sauerstoff, Dampf – der untere Reis. Es verbindet also Qi-Quellen wie Sauerstoff (Atmung) und Reis (Essen). Sauerstoff und Reis stellen zwei Quellen nachgeburtlichen Qi’s dar. Der Mensch braucht Sauerstoff zum Leben ebenso wie Nahrung. Reis ist das Grundnahrungsmittel der Chinesen und wurde daher beim Entstehen des Zeichens als Symbol der Nahrung in das Zeichen „Qi“ mit aufgenommen. Der Reis entfaltet seine Kraft nur, wenn er gekocht wird und steht für Wärme, die der Körper braucht, damit er funktioniert. Der Begriff „Dampf“ im oberen Teil des  Zeichens „Qi“ symbolisiert einen alchimistischen Vorgang innerhalb des Körpers, bei dem im Körper Dampf aufsteigt als Zeichen der Veredelung der Energie.

Gong“ 

bedeutet Übung, Methode, Arbeit und Schulung. Mit Hilfe von Gong wird Qi gestärkt, bewegt, reguliert, verwandelt, aufgenommen und abgegeben. Viele Menschen wünschen sich reichlich Qi, mögen oder praktizieren aber kein Gong …

Das Qi stärken, lenken und und dem Stress begegnen

Qigong beinhaltet Atemübungen, Übungen zur Dehnung, zum Reinigen und Entgiften, zur Aufnahme von frischem, kraftvollem Qi und zur stillen Meditation. Dabei werden innere Bilder verwendet, um das Qi durch die Meridiane und den gesamten Körper zu lenken. Allein die Vorstellung, dass Ihr Qi in die Beine fließt, aktiviert das Gehirn und dadurch den Qi-Fluss und lässt das Qi dorthin fließen. Wenn Sie das Qi so »trainieren«, weiß es bald seinen Weg und seine Aufgaben von allein. Ihre Vorstellungskraft folgt dann Ihrem Qi. Alte chinesische Qigong- oder Dao-Meister waren der Meinung, dass sich die gesamte chinesische Medizin aus dem Wissen um das Qi und die entsprechenden Energieübungen entwickelt hat. Heute gilt Qigong als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die auf fünf Haupt- und zwei weiteren Säulen steht:

1. Phytotherapie/Kräuterlehre
2. Akupunktur
3. Qigong
4. Tuina-Massage
5. Diätetik/Ernährungslehre.
6. Feng Shui (Wind-Wasser-Lehre / Geomantie)
7. Chinesische Astrologie und astrologische Diagnostik

Qigong (Bewegtes und Stilles) zu praktizieren und sein Qi zu pflegen, galt von jeher in China als Voraussetzung für Gesundheit und ein langes Leben. Das klingt alles ganz einfach, aber wenn Sie Qigong regelmäßig üben, vermeiden Sie Stress oder kommen zumindest schneller wieder aus einer Stress-Situation heraus. Stress gilt als Ursache für über 95 % aller Krankheiten und Beschwerden. Dazu gehören Seelenstress, körperlicher und emotionaler Stress. Wenn zu viel Stress über einen zu langen Zeitraum anhält, verlieren Sie Qi und die Lust am Leben. Zur Stressvermeidung gehören neben den Qigong-Übungen auch, dass Sie sich nach dem Yin-Yang-Prinzip ausgewogen ernähren, dass Sie in Ruhe Mahlzeiten einnehmen, nichts zu viel machen, sich nicht so viel zu Herzen oder Dinge persönlich nehmen, sich körperliche und geistige Ruhe gönnen.

Das Nichtstun oder ruhige Handeln regelmäßig zu kultivieren ist wie ein Geheimnis. Ihr Parasympathikus des Zentralen Nervensystems wird dabei angesprochen. Er sorgt dafür, dass sich unsere gesunden Zellen „in aller Ruhe“ erholen, wachsen und dass sie „repariert“ werden. Der Gegenspieler ist der Sympathikus. Er sorgt bei Stress dafür, dass sie kämpfen, um zu überleben. Die Aufgaben des Parasympathikus treten dabei völlig in den Hintergrund. Wenn Sie also ständig gestresst sein sollten, befinden Sie sich quasi ständig im Kampf (mit sich selbst). Das erschöpft, laugt aus, macht müde oder krank. Im Stresszustand nimmt der Körper auch wenig Sauerstoff, Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und andere essentielle Bausteine auf. 

Durch Stress wird er im wahrsten Sinne des Wortes „sauer“, unabhängig davon, ob sich der Mensch dabei gesund und basisch ernährt.

Die Frage, die Sie sich hierbei immer stellen können ist: Was bereitet mir Stress? 

Wenn Siegenauer hinschauen, sind es fast immer sogenannte „Herzknoten“, nicht gelöste Probleme des Herzens. Zur Beantwortung dieser Frage brauchen Sie Ruhe, Geduld und Zeit. Eine lebensrettende, begleitende Methode bei dieser Seelenreise kann Qigong sein. Wenn Sie „mit dem Herzen“ üben, die einzelnen, äußeren Formen transzendieren und in die Tiefe auf Ihre Herzens-Ebene gehen, haben Sie die Chance, Ihren Stress zu erkennen, aufzulösen und sich zu heilen. Ihr Immunsystem, Ihr Qi und damit Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken. Auf dem Weg der Qi-Stärkung und Heilung lassen Sie dann (betrachten Sie diesen Versuch einmal als Experiment)  den Perfektionismus, den 100 Prozent-Anspruch, die Ungeduld, Intoleranz, Rastlosigkeit und das Bewerten (gut, schlecht, sympathisch, unsympathisch…..) auf der Strecke. Machen Sie sich dafür keine Vorwürfe, sondern verzeihen Sie sich selber für Ihre „einzigartigen“ Eigenschaften.

 

Ausgleich von Yin und Yang

Eine bedeutende Grundlage der chinesischen Gesundheitslehre ist das Prinzip der Polarität, der Kräfte von Yin und Yang. Die beiden Aspekte durchdringen, erzeugen, begrenzen und gleichen einander ständig aus. Dem Yin steht immer ein Yang gegenüber: weiblich-männlich, Erde-Himmel, Mond-Sonne, langsam- schnell, Wasser-Feuer, Weisheit-Wissen, Ruhe-Aktivität, unbewußt-bewußt. Das Yin enthält den Keim des Yang: die Nacht den Tag, der Winter den Sommer, die Aktivität die Ruhe, die Erwartung die Enttäuschung, die Jugend das Alter und die Gesundheit die Krankheit. Yin und Yang ziehen sich an: Bei der Zeugung eines Kindes treffen Yin (Ei) und Yang (Samen) zusammen. Beim Tod trennen sich Yin und Yang. Alles in unserem  Leben und im Alltag hat eine Yin- und eine Yang-Seite: Wenn wir schlafen, stärken wir unser Yin, durch Arbeit oder Bewegung unser Yang. Der Stil einer Blume ist Yang (gerade und fest) und die Blüte ist Yin (rund und weich). Eine Tasse ist Yang (fest), der Tee ist Yin (flüssig). Wenn sie sich eingehender damit beschäftigen, werden Sie merken, dass Sie und alle Menschen und lebende Wesen beides brauchen. Ein Haus ist Yang (feste Struktur), die Atmosphäre im Haus ist Yin (Stimmung, Gefühl).  Ein Yin-Teil sucht sich immer einen Yang-Teil und bildet ein energetisches Paar mit  ihm. Das Yin wird mit der Mutter verglichen und das Yang mit ihrem Sohn. Yin und Yang sind nie absolut, sondern immer relativ und veränderbar: Ein Glas ist halb voll  (Yang) oder halb leer (Yin). Für die Ameise ist der Mensch riesig (Yang), im Vergleich zum grenzenlosen Universum ist der Mensch winzig (Yin).

Yin und Yang im Körper

Der menschliche Körper ist detailliert aufgeteilt in Yin und Yang: Innen ist er Yin und außen Yang. Jedes Organ hat einen Yin- und einen Yang-Anteil. Das Qi ist Yang, das Blut und alle Flüssigkeiten sind Yin. Die Vorderseite und der Bereich unterhalb der Taille gehören zum Yin, die Rückseite und der Körper oberhalb der Taille zum Yang. Die rechte Körperhälfte wird bei der Frau dem Yang zugeordnet, beim Mann dem Yin; die linke Körperhälfte entspricht dem Gegenpol. »Gesundheit« wird in China als ein ausgewogenes Verhältnis von Yin und Yang definiert. Ist der Mensch krank, sind sein Yin und Yang im Ungleichgewicht. Im Qigong ist das Ziel, Yin und Yang auszugleichen.

Leben und üben in Balance

Es geht um die »goldene Mitte«: nichts zu viel und nichts zu wenig zu machen, Arbeit  und Ruhephasen harmonisch miteinander zu verbinden, ebenso Ess- und Alltagsgewohnheiten. Viele Menschen leben heute im beruflichen, privaten und emotionalen Stress und damit im Yang-Zustand. Sie sind ununterbrochen (hyper-)aktiv, rastlos, ge- und überfordert. Der Yin-Aspekt in Form von Ruhe, Muße, Entspannung oder sogar Nichtstun wird vernachlässigt. Körper und Geist machen Stress und Hektik relativ lange mit. Irgendwann beginnen sie jedoch zu streiken oder zu signalisieren: »Hallo, mir wird das langsam zu viel. Ich brauche endlich Ruhe!« Wenn Sie dieses Signal überhören, wird der Körper vielleicht krank und die Seele betrübt. Mit Qigong können Sie ungünstige Lebensmuster rechtzeitig unterbrechen. Entspannen Sie sich daher regelmäßig und üben Sie. Schalten Sie zwei bis drei Gänge runter und gönnen Sie sich Zeit für sich selbst. So gleichen Sie Ihr Yin und Yang wieder aus. Qigong ist vielmehr als Gymnastik – es geht nicht nur um die Bewegungen des Körpers, sondern auch um innere Bewegungen des Qi und des Blutes mit Hilfe einer Vorstellung, es geht um Wahrnehmung und innere Ruhe.

 

Formen des Qigong

  • Stilles Qigong (Jinggong)

Es zählt zum »weichen« Qigong und zeichnet sich durch äußerlich kleine Bewegungen, Übungen auf der Stelle oder nur innere Bewegungen aus. Es betont die Atemregulierung, das Eintreten in einen tiefen, inneren Ruhezustand und das Öffnen des Herzens. Im Stillen Qigong geht es darum, die „6 Wurzeln“ zu beruhigen oder sie abzuschneiden. Die sind: Hören, Sehen, Riechen, Sprechen, Fühlen und Denken. Im daoistischen Sinne versiegeln Sie Ihre Sinne, d.h. Sie nehmen alles wahr, aber es irritiert Sie nicht, Sie denken nicht darüber nach oder versuchen eine Antwort zu finden oder etwas zu planen. 

Die meisten Übungen in diesem Buch gehören zum Stillen Qigong.

  • Bewegtes Qigong (Donggong)

Hier geht es um längere Bewegungabläufe und Übungsreihen, bei denen man sich auch von der Stelle bewegt (zum Beispiel »Organstärkendes Gehen«). Es gibt »weiche« Übungen, meditativ, langsam und fließend geübt, und »harte« Übungen, die den Körper  stählen und die Kampfkunst lehren – Taijiquan und Gongfu (Kung Fu) gehören zu dieser Form. Es geht darum, den Körper zu bewegen, gelenkig zu werden und Stress/Adrenalin abzubauen, außerdem um Körperkoordination und um die Verbindung beider Gehirnhälften.

  • Spontanes Qigong (Zifagong)

Hier übt man nicht nach einer vorgegebenen Form, sondern lässt das Qi frei fließen. Wichtig ist, Kontrolle und Bewertungen loszulassen, damit das Qi die Bewegungen unbeeinflusst leiten kann. Spontanes Qigong hat eine große heilende Wirkung, setzt aber einige Übungspraxis und eine stabile Psyche voraus. Aus einem Buch kann man es nicht lernen.